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Facebook - Die Datenkrake!

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Es sind mehr als 750 Millionen Mitglieder aktiv. In Deutschland sind es mehr als 20 Millionen. Laut einer repräsentativen Umfrage sei knapp jeder zweite deutsche Internetnutzer bei Facebook angemeldet. In Deutschland nutzen mehr als 2/3 der Bevölkerung das Internet.

Zuerst ein Zitat von Facebook:

Deine Privatsphäre ist uns sehr wichtig.

Quelle: https://www.facebook.com/terms.php

Collage

Bei einer Anmeldung wird nicht überprüft, ob denn die Person, auch die Person im realen Leben ist. Es kommt immer wieder vor, dass der Ruf eines Menschen geschädigt wird, weil andere sich für die zu schädigende Person ausgeben und falsche Informationen veröffentlichen. Zum Beispiel wurde ein Fake-Profil des Google-Top-Managers Eric Schmidt angelegt. Somit konnten weitere Kontakte Schmidt's herausgefunden werden, denn Facebook erlaubt auch nicht aktivierten Accounts manche Aktionen. Zum Beispiel lässt sich das Profilfoto einrichten oder Privatnachrichten lassen sich verschicken. Porsche reagierte auf Facebook und Co., indem sie die Nutzung von Sozialen Netzwerken an Dienstrechnern verbot. Allerdings ist auch keine anonyme Identität erlaubt. Es wurden sogar schon Profile ohne Vorwarnung gelöscht, da Facebook meinte, dass es diese Person nicht geben könnte. Somit wurden leider schon Profile von realen Personen gelöscht.

Der berühmte "Like"-Button ist Datenschützern auch ein Dorn im Auge. Denn dadruch werden Informationen an Facebook weitergeleitet, auch ohne, dass man auf diesen Button gedrückt hat. Bei mehr als 2,5 Millionen Webseiten, die nach eigenen Angaben, das "social plugin" implementiert haben sollen, ist das nicht wenig! Heise hat nun einen "2-Click"-Button entwickelt, der durch den ersten Klick aktiviert wird und durch einen zweiten Klick wird wirklich "geliket". Vielleicht funktioniert die Technik mittels eines Referrers, der im Link die User-ID beinhaltet. Wie man das Versenden eines Referrers verhindern kann, habe ich in diesem Artikel beschrieben.

Die Stiftung Warentest hatte Facebook mit anderen Social Networks verglichen. Facebook landete auf dem 3. Platz von hinten, wegen erheblicher Datenschutzmängel.

Nach einer Registrierung mit der Angabe einer E-Mail-Adresse wird nicht überprüft, ob diese auch der Person gehört. Ein Aktivierungslink, wie man ihn schon oft angeklickt hat, fehlt. Somit kann diese Person 20 Kontakte sehen, die mit dieser E-Mail-Adresse kommuniziert hatten.

Für eine personalisierte Werbung werden persönliche Informationen gebraucht. Es müssen die Interessen maschinell ausgewertet werden. Außerdem werden persönliche Daten, wie Alter, Geschlecht, Lieblingsbeschäftigungen, Wohnort, politische Überzeugung, Lieblingsbücher und -filme, Bildungsstand und Hinweise auf persönliche Beziehungen, 60 Unternehmen bereitgestellt.

Facebook hat das Recht alle Inhalte kommerziell zu nutzen und die Nutzungsrechte auch an Dritte weiterzugeben. So wurden im November 2010 durch mehrere Facebook-Applikationen Nutzerdaten (User-IDs) absichtlich ausgelesen und an mindestens einen Datenhändler verkauft. Die entsprechenden Entwickler für diese Applikationen wurde für ein halbes Jahr gesperrt, weil dies gegen die Datenschutzregeln des Unternehmens verstieß.

Ein Gericht bestätigte die Nutzungsbedinungen von Facebook:

[...] Zuletzt wurden die Nutzungsbedingungen von Facebook indirekt durch ein Urteil des Oberlandesgerichtes Köln bestätigt. Ein Nutzer hat ein Foto von sich in seinem Nutzerprofil veröffentlicht. Eine Personensuchmaschine hatte dieses übernommen. Das Oberlandesgericht Köln wies die auf Unterlassung gerichtete Klage des Nutzers mit der Begründung zurück, dass dieser mit der Einstellung seines Fotos seine Einwilligung in einen Zugriff durch die Personensuchmaschine zumindest konkludent erklärt hätte. Zudem hätte er von der ihm von Facebook in den Nutzungsbedingungen eingeräumten Möglichkeit der Sperre gegenüber Suchmaschinen keinen Gebrauch gemacht, auf die das Gericht ausdrücklich verwiesen hat.

Quelle: https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Facebook#Verwertung_von_Nutzerdaten

Sogar Nachrichtendienste und die Polizei greifen auf die Daten zu, um bei Verhören den Freundeskreis oder andere nahstehende Menschen herauszufinden. Der dritte große Facebook-Investor ist "Greylock Parnters". Greylocks Senior-Gesellschafter hat beste Kontakte zum Pentagon und ist im Aufsichtsrat einer Risikokapitalfirma des CIA! Bedenklich, oder? Aber nicht nur die USA nutzen Facebook. Sogenannte "virtuelle Ermittler" vom BKA sind in Sozialen Netzwerken aktiv, um Informationen über Personen herauszubekommen.

Leider werden alle Informationen standardmäßig veröffentlicht. Man muss selbst aktiv werden und Einstellungen treffen (Opt-Out). Das ist einer der Hauptgründe, warum ich mich nicht bei Facebook angemeldet habe. Zum Glück sind heutzutage nur Name, Profilfoto und User-ID für alle sichtbar. Alle anderen Informationen können durch Einstellungen privatisiert werden. Außerdem können Einstellungen getroffen werden, damit alle Informationen nicht durch Suchmaschinen gesammelt werden können.

Desweiteren werden Daten von Nicht-Mitglieder dauerhaft und ungefragt gespeichert. Wenn Facebook-Mitglieder die Facebook-App nutzen, um die Kontakte zwischen Facebook und Handy zu synchronisieren, dann werden auch Nicht-Mitglieder-Kontaktdaten (Name, Telefonnummer, E-Mail) bei Facebook gespeichert. Bei mehr als 250 Millionen (eigene Statistik) mobilen Facebook-Nutzern kommt einiges zusammen. Beim Einrichten eines neuen Profils, wird dem Nutzer angeboten, dass das E-Mail-Konto untersucht wird, um Freunde auf Facebook zu finden. Auch hierbei werden die Kontakte abgespeichert.
Die Daten von Nicht-Mitgliedern kann man löschen lassen. Dazu ruft man das Formular von Facebook auf. Man wird aufgefordert ein E-Mail-Adresse einzugeben. Wenn allerdings Daten, bis auf die E-Mail-Adresse, über mich gesammelt wurden, dann ist das Formular recht nutzlos.

Das Löschen eines registrierten Mitglieds gestaltet sich als sehr aufwändig und schwierig. Dabei sind einige Schritte nötig und es wird einem Nahe gelegt, dass man das Profil doch behalten solle oder es nur temporär deaktivieren solle.

Nach der Aktivierung einer Gesichtserkennungssoftware gab es einige Beschwerden. Diese Software gleich vorhande Bilder mit neuhochgeladenen ab und markiert diese mit der, auf dem Foto befindlichen Person. Möchte man dies nicht, muss man das explizit in den Einstellungen vornehmen, da die Funktion automatisch aktiviert ist.

Das Unternehmen verändert ständig seine Datenschutzrichtlinien und Privatsphäreeinstellungen, ohne dass die Nutzer davon in Kenntnis gesetzt werden. Somit ist es sehr schwierig den Änderungen zu folgen. Es gibt zwar eine Möglichkeit, wie man informiert werden kann, aber diese ist wieder mit der Aktivität des Benutzers verbunden. Man muss dazu nämlich Fan der Seite "Facebook Site Governance" sein.

Datenschutzrichtlinien

Bei meiner Recherche fiel mir auf, dass man sich anmelden müsse, um die Datenschutzrichtlinien lesen zu können und wurde deshalb immer wieder auf die Registrierungs-Seite umgeleitet. Aber durch eine Lücke gelangte ich doch an die Informationen. In der Handy-Version der Webseite konnte ich die Seite dann doch öffnen. Den Inhalt habe ich als PDF zur Verfügung gestellt. Allein schon an dieser komplizierten Angelegenheit an diese Informationen zu kommen, ist es ein weiterer Grund bei Facebook kein Mitglied zu sein.

Die Wortanzahl in den Datenschutzrichtlinien habe sich in den vergangenen 5 Jahren fast versechsfacht und ist mittlerweile länger als die Verfassung der USA.

Nun stelle ich Zitate der deutschen Datenschutzrichtlinien des Unternehmens Facebook vor, die ich interessant fand. Es sind aber bei weitem nicht alle! Hinweis: Meine folgenden Kommentare stützen sich auf Erfahrungen und nicht auf Fakten. Falls ich falsch liege, kann das gerne kommentiert werden. ;-)

[...] Wenn du über einen Computer, ein Handy oder ein anderes Gerät auf Facebook zugreifst, sammeln wir u. U. von diesem Gerät Informationen über deinen Browsertyp, deinen Standort, deine IP-Adresse und die Seiten, die du besuchst.

Das ist eigentlich kein großes Problem, da es fast jede Seite im Internet aufzeichnet. Allerdings bekommen diese Daten eine große Firma, die dadurch ein Profil erstellen kann. Was mich ein wenig verwundert ist, dass auch die besuchten Seiten gesammelt werden können.

[...] Außerdem verwenden wir Cookies, um zu verifizieren, dass du bei Facebook angemeldet bist, und um zu wissen, wann du mit Anwendungen und Webseiten der Facebook-Plattform, unseren Widgets und „Teilen“-Schaltflächen sowie unseren Werbeanzeigen interagierst. [...]

Cookies sind Textdateien, die lokal auf dem Computer abgespeichert werden. Dadurch kann man später wieder auf diese Informationen zugreifen. Außerdem bekommt Facebook immer noch Daten, auch wenn man alle Tabs geschlossen hat. Man muss sich explizit abmelden.

[...] Wenn du dich mit einer Anwendung oder Webseite verbindest, welche die Plattform verwendet, erhalten wir von dieser Informationen, einschließlich darüber, welche Handlungen du durchführst. Um den Prozess des Knüpfens von Verbindungen zu personalisieren, kann es sein, dass wir in einigen Fällen bereits vor deiner Verbindung mit der Anwendung oder Webseite eine begrenzte Anzahl an Informationen erhalten. [...]

Wird damit auch der "Like"-Button gemeint? Wenn ja, dann werden noch mehr Daten gesammelt und das sogar vor einer Verbindung.

Wir sammeln u. U. auch von anderen Facebook-Nutzern Informationen über dich, beispielsweise dann, wenn eine Freundin oder ein Freund dich auf einem Foto, in einem Video oder an einem Ort markiert, Freundschaftsdetails angibt oder auf eine Beziehung mit dir hinweist.

Das heiß, dass auch dann Informationen über mein Profil gespeichert werden, wenn ich dies nicht ausdrücklich getan habe. Ich würde aber gerne selbst entscheiden, welche Informationen ich über mich veröffentliche. Immerhin gibt es das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Wir verwenden die von uns erfassten Daten, um dir ein sicheres, effizientes und individuelles Nutzungserlebnis zu bieten.

Ja ne, ist klar! "... und um unsere leeren Festplatten zu füllern."

Wir dürfen Informationen über dich, die wir von anderen Facebook-Nutzern erfassen, zur Ergänzung deines Profils verwenden [...]

Damit wären wir wieder bei dem Punkt der informationellen Selbstbestimmung.

Wir gestatten es anderen Nutzern, Kontaktinformationen, die diese über dich haben, beispielsweise deine E-Mail-Adresse, zu verwenden, um dich unter anderem über den Kontaktimporter und mithilfe der Suche aufzufinden.

Wenn ich das richtig daraus lese, dann meint Facebook damit das Einladen von Kontakten aus dem persönlichen Adressbuch. Ich habe leider auch schon Einladungen diesbezüglich erhalten.

Aufgrund von Vorladungen, Gerichtsentscheidungen oder anderen Anfragen dürfen wir Informationen offenlegen, wenn wir in gutem Glauben der Meinung sind, dass ihre Offenlegung gesetzlich notwendig ist.

Hat das etwas mit "Glauben" zu tun? Es muss einen Gerichtsbeschluss geben. Man darf ja auch nicht einfach eine Wohnungdurchsuchung durchführen. Es ist klar, dass man Daten veröffentlicht hat, aber es gibt auch Informationen, die zwar bei Facebook liegen, aber nicht für jeden ersichtlich sein sollen, sondern zum Beispiel nur für Freunde.

Entfernte oder gelöschte Daten können für eine Dauer von max. 90 Tagen noch in Sicherungskopien vorhanden sein, stehen anderen jedoch nicht mehr zur Verfügung.

Das ist aber nett, dass ich theoretisch doch noch meine Daten bekomme oder mein Profil reaktiviert wird! Wenn ich auf die Bestätigungsanfrage, dass ich das Profil wirklich löschen möchte, mit "ja" beantworte, dann möchte ich auch, dass dies geschieht.

Durch die Verwendung von Facebook stimmst du der Übertragung und Verarbeitung deiner persönlichen Daten in den USA zu.

Somit gelten die datenschutzrechlichen Gesetze in den USA, auch wenn die Gesetze ich Deutschland strenger sind. Das darf, glaube ich, nicht sein!

Aktivität

Am 31.05.2010 hatten 26.000 Facebook-Nutzer angekündigt, dass sie das Netzwerk verlassen möchten. Bei einer gesamten Nutzerzahl von mehr als 750 Millionen Nutzern weltweit, ist das keine große Menge - aber ein Zeichen!

Facebook möchte die Privatsphäre-Einstellungen einfacher gestalten, sowie seltener Updates bzgl. der Privatphäre herausbringen. Das war eine Reaktion auf massive Kritik seitens Nutzern, Politikern und Datenschützern, auch aus den USA.

Das Kollektiv "Anonymous" hat angekündigt, dass sie am 5. November 2011 Facebook angreifen möchten, um die Nutzer zu schützen. Gleichzeitig distanzierten sich manche Mitglieder des Kollektivs davon. Das heißt aber nicht, dass es vielleicht doch statt finden könnte.

Zitat von Anonymous:

"Alles, was Sie auf Facebook tun, bleibt auf Facebook, unabhängig von Ihren 'Privatsphäre'-Einstellungen. Auch das Löschen Ihres Kontos ist unmöglich. Selbst wenn Sie Ihr Konto 'löschen', dann bleiben all Ihre persönlichen Daten auf Facebook und können jederzeit wiederhergestellt werden"

Verbraucherschützer verklagten Facebook Ende 2010, weil die allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzbestimmungen nicht mit den Verbraucherrechten in Deutschland übereinstimmen. Dabei war der E-Mail-Adressen-Import und die Einladung von Nicht-Mitgliedern einer der Hauptgründe.

Im September 2010 ordneten Richter, aus dem US-Bundesstaat New York an, dass gelöschte Facebook-Informationen herausgegeben werden sollten. Durch das 90-tägige Backup ist das möglich.

Nichtsdestotrotz gestand Mark Zuckerberg, dass er einige Fehler in der Unternehmensführung gemacht hatte und diese ausbessern möchte. Interessant ist, in wie Weit sich das auf die Datenschutzrichtlinien und die generelle Einstellung des Unternehmens auswirkt.

Zum Schluss möchte ich noch die Entwicklung der Privatsphäre-Einstellungen vom Jahr 2005 bis April 2010 aufzeigen:

Zitat von BigBrotherAwards.de:

Hier wächst eine "Gated Community" globalen Ausmaßes heran. Eine abgeschlossene Gesellschaft, in der ein Konzern die Regeln macht. Eine Datenkrake mit unendlichem Appetit – und die Leute begeben sich freiwillig in ihre Fangarme und füttern sie.

Fazit

Somit wurde das am Anfang des Artikels veröffentliche Zitat widerlegt! Das ganze Verhalten von Facebook bestätigt nochmals meine Gründe mich bei Facebook nicht anzumelden. Dazu kommt, dass das quell-offene Distributed Social Network Diaspora* Fortschritte macht! Auf diesem bin ich mit gutem Gewissen angemeldet. Natürlich ist es noch nicht so umfangreich und komfortabel, wie Facebook. Aber ich denke, dass sich das mit der Zeit ändern wird. Ich werde dazu noch einen ausführlichen Artikel schreiben.

Zitat vom Facebookgründer Mark Zuckerberg:

"They trust me – dumb fucks." – Sie vertrauen mir, die Idioten.

Was haltet ihr von Facebook? Seid ihr angemeldet? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Empfohlen:

Weitere Informationen / Quellen:

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