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Meine persönlichen Gründe pro Linux

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Dieser Artikel beschreibt die Unterschiede zwischen Linux und Windows und welche Vorzüge Linux gegenüber Windows hat. Er soll eine Umstiegshilfe für Windows-Nutzer sein, die auf Linux wechseln möchten. Außerdem ist Linux nicht nur was für Nerds oder Computerfreaks. Meine These: Jedes Kind kann damit umgehen.

Wechsel

Ich habe im Sommer 2010 den Schritt gewagt und habe mein Windows heruntergeschmissen und Linux, besser gesagt Ubuntu, installiert. Ich hatte schon vorher über Dual-Boot Linux und Windows parallel am Laufen. Aber ich habe gemerkt, dass es mir zu lästig war den PC neuzustarten, um dann auf einem anderen Betriebssystem zu arbeiten. Ich hatte mich schon lange mit Windows beschäftigt und wirklich was neues kam nicht mehr auf mich zu. Desweiteren war mein zukünftiges Informatik-Studium dafür ausschlaggebend. Ich wusste, dass man als Informatiker Kenntnisse in Linux haben sollte. Aber eigentlich war mein Interesse und meine Neugier für diesen Schritt verantwortlich. Ich wollte etwas Neues entdecken. Ich habe zu dem Zeitpunkt schon viel Gutes über Linux gelesen.

Vorteile von Linux

Es gibt einige Vorteile von Linux, die ich nun erläutern möchte. Falls ich einen Punkt vergessen habe oder ein Fehler enthalten ist, dann würde ich mich über einen Kommentar oder eine andere Benachrichtigung freuen.

Etwas neues für Windowsbenutzer sind die verschiedenen Distributionen, die es gibt. Das sind in etwa unterschiedliche Versionen von Linux. Der ubuntuusers-Wiki-Artikel beschreibt Linux-Distributionen so:

"Eine Linux-Distribution ist grob gesagt eine Sammlung von Programmen rund um Linux." (Quelle: ubuntuusers-Wiki)

Dazu zählen zum Beispiel Ubuntu, Linux Mint, Arch Linux, Debain und Fedora. Ich nutze Ubuntu, da es eine populäre und "einfache" Distribution ist, die für Einsteiger geeignet ist. Das minimiert aber nicht die Funktionsvielfalt von Linux.

Hinter einigen Distributionen stehen große Communities. In den Foren gibt es schnelle und kompetente Hilfe, die ich immer wieder nutze.

Konsole

Die Konsole ist ein gefürchtetes Tool von Windows-Nutzern. Ich hatte am Anfang auch Respekt davor, aber das war einfach nur meine Unwissenheit. Nach einer Weile des Erlernens der Grundbefehle und Lesen vieler Tutorials ist mir die Konsole ans IT-Herz gewachsen. Sie ist mein täglicher Begleiter und ich möchte sie nicht mehr missen.

Am Anfang dauert es immer ein bisschen länger im Umgang mit der Konsole. Wie hieß der Befehl nochmals? Welche Taste musste ich nochmals für die Autovervollstängigung drücken? Das war ein Teil meiner anfänglichen Fragen. Aber jetzt habe ich einige Befehle im Kopf und das Arbeiten mit der Konsole macht Spaß. Wenn ich ehrlich bin, nutze ich einen grafischen Dateimanager fast gar nicht mehr. Gerne würde ich einen Konsolen-Dateimanager wie den Midnight Commander nutzen. Aber ich habe noch nicht die Zeit gefunden, mich damit auseinanderzusetzen. Vielleicht werde ich das jetzt in Angriff nehmen.

Skripte

Alle Befehle, die man nacheinander eingibt, kann man auch in eine Datei schreiben. Diese Datei nennt sich dann, mit der richtigen Shebang, Skript. Diese Skripte kann man ausführen, als seien es Programme. Das würde zum Beispiel eine immer wiederkehrende Befehlsfolge abkürzen. Auf lange Sicht hat man sich dann viel Arbeit und Zeit gespart. Meine Skripte sind im Home-Verzeichnis unter bin/ abgespeichert. Nach einem knappen 3/4 Jahr haben sich so ca. 80 Skripte angesammelt, die mich tagtäglich unterstützen. Natürlich hat es gedauert, sich mit den Befehlen vertraut zu machen. Manche Skripte waren erst nach Stunden des Probierens und Testens fertig. Aber dadurch lernt man und macht es im nächsten Skript schneller.

Durch diese Skripte kann man viel automatisieren. Unter Windows habe ich mich immer gefragt: Es wäre jetzt toll, wenn mein PC herunterfahren würde, wenn der Download und das Backup fertig sind. Unter Linux ist das gar kein Problem. Es gibt Befehle zum Herunterladen (wget) und Herunterfahren (shutdown). Als Backup nutze ich ein Skript aus dem ubuntuusers-Wiki. Ein kleines Skript würde mein Problem lösen.

Durch diese Automatisierung können auch Updates von Softwares heruntergeladen und installiert werden, ohne, dass ich eingreifen müsste. Das ist mit dem Task-Scheduler unter Windows zu vergleichen.

Beispiel eines Skripts

Wenn ich einen externen Monitor an meinen Laptop angeschlossen hatte und dann meinen Desktop erweitern wollte, musste ich immer ein Programm öffnen und dort die Einstellungen vornehmen. Zudem nutze ich meinen externen Bildschirm als Audio-Empfänger, sodass ich auch das Audio-Profil durch ein paar Klicks anpassen musste. Jetzt wär ees toll, wen das ganze automatisch funktionieren würde. Also habe ich mir ein Skript geschrieben, das das tut. Zugegeben: in einer halben Stunden war es nicht getan, aber dafür muss ich keine lästigen Einstellungen mehr vornehmen.

Anpassbarkeit

Ein weiterer Vorteil von Linux ist, dass es frei ist und dadurch vollkommen anpassbar ist. Man kann alle möglichen Konfigurationen vornehmen. Im Windows 7 Starter Paket gibt es sehr große Einschränkungen, die zum Beispiel das Ändern des Hintergrundbilds betreffen. Unter Linux gibt es meines Erachtens KEINE einzige Einschränkung!

Kleinigkeiten

Da alles in Dateien gespeichert wird, werden zum Beispiel auch externe Speichermedien als Datei angesehen. Diese kann man einfach in das aktuelle Dateisystem einbinden. Die Bezeichnung der Einbindungs-Punkte (Mount-Points) werden nicht, wie unter Windows in einzelnen Großbuchstaben (A:, C:) gespeichert, sondern als Datei. Das heißt, dass man alle möglichen Namen dafür wählen kann. Ich habe meine Backup-Partition meiner externen Festerplatte unter

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/mount/backup

eingebunden. Somit ergeben sich viel mehr Möglichkeiten (auf jeden Fall mehr als 26 (A:-Z:)), wie man Daten einbinden kann. Weitere Informationen zu Datenträgern findet man im ubuntuusers-Wiki.

Dateisystem ext

Das Standard-Dateisystem unter Ubuntu ist ext in der Version 4 (ext4). Dieses hat einige Vorteile gegeüber dem Standard-Dateisystem unter Windows, dem NTFS.

Das NTFS-Dateisystem darf diese Sonderzeichen (/:*?"<>|) nicht im Dateinamen enthalten. Unter ext ist nur "/" nicht erlaubt. Das führt allerdings manchmal zu Problemen, wenn man Dateien auf ein NTFS-Laufwerk kopieren möchte. Zudem ist ext4 relativ neu. Es wurde 2008 (laut ubuntuusers-Wiki) entwickelt und ist somit neuer, als das 1993 entwickelte NTFS.

Jeder kennt die Verlinkung einer Datei auf den Desktop, die unter Windows Verknüpfung genannt wird. Genau betrachtet ist das ein symbolischer Link. Eine Datei, die auf die verlinkte Datei zeigt. Es gibt aber eine weitere Art der Verknüpfung unter Linux. Hardlinks sind verschiedene Dateien, die auf den gleichen Punkt auf der Festplatte zeigen. Diese Art der Verknüpfung wird gerne für inkrementelle Backups genutzt, um Speicherplatz zu sparen. Es können alle Hardlink gelöscht werden. Erst nach dem Löschen der letzten Datei, die auf diesen Punkt zeigt, wird die Datei wirklich gelöscht und der Speicherplatz freigegeben. Man muss aber aufpassen, denn durch unsachgemäße Nutzung kann das Dateissystem unbrauchbar werden. Schlagwort: Kreis-Struktur

Der Windows-Benutzer weiß sicherlich, dass er einen Dateityp, mit dem Ändern der Dateiendung (.txt, .mp3, etc.), verändern kann. Unter ext ist das nicht der Fall. Es wird eine Textdatei auch dann erkannt, wenn diese linux.wp-artikel oder erklaerung heißt. Den tatsächlichen Dateitypen kann man sich in der Konsole mit file anzeigen lassen.

[UPDATE] Dank dem Kommentator Higgi, würde ich auf einen Fehler aufmerksam gemacht: Nicht das Dateisystem sorgt dafür, dass der Dateityp einer Datei nicht durch die Dateiendung, sondern durch das "Hineinschauen" in diese Datei erkannt wird. Der sogenannte MIME-Type (Wikipedia-Artikel) ist der exakte Dateityp. [/UPDATE]

Die Rechteverwaltung ist ein wichtiger Punkt. Denn diese ermöglicht, dass ein Nutzer nicht auf Daten eines anderen Nutzers zugreifen kann oder gar die Systemeinstellungen ohne weiteres verändern kann. Außerdem braucht dieses Dateisystem keine Defragmentierung, die stundenlang dauern würde.

Man könnte meinen, dass mit der Funktionsvielfalt, die Linux hat, der Speicherverbraucht imens sei. Dies ist aber gerade nicht so. Ein normales Windows 7 braucht, damit es gut läuft, mindestens 20GB. Mein Linux läuft mit 9,8GB.

Sogenannte Live-Betriebssysteme müssen nicht installiert werden, sondern können einfach von einem Datenträger (CD, DVD, USB-Stick, etc.) gebootet werden. Somit ist eine Installation auf einer Festplatte nicht zwinged erforderlich.

Neuinstallation

Wenn man Windows neuinstallieren möchte, muss man erst einmal alle Anwendungs- und Konfigurationsdaten sichern. Die eigenen Dateien außenvorgenommen. Nach ca. 30-40 Minuten ist Windows neu installiert. Dann müssen alle Programme wieder von Hand installiert werden und die Konfigurations-Sicherungsdateien wieder eingespielt werden. Dann kann man von Glück reden, wenn die installierten Programme die Konfigurationsdateien richtig erkannt haben. Man sollte also für eine Neuinstallation von Windows in etwa einen Tag einrechnen. Linux ist anders. Ich habe meine eigenen Datein und die Konfigurationsdateien gesichert. Ubuntu wird innerhalb von ca. 20 Minuten installiert. Nachdem ich meine Konfigurationsdateien wiederhergestellt habe, kann ich mein Skript durchlaufen lassen, das mir alle meine zuvor installierte Software automatisch installiert. Ich muss keine Software im Internet suchen und diese nach dem Herunterladen von Hand installieren. Eine Installation kann mit einer guten Vorbereitung unter Linux um ein Vielfaches schneller und nervensparender vorgenommen werden.

Software

Ein Betriebssystem ohne Software ist, wie ein Computer ohne Strom - nutzlos. Erst mit der richtigen Software kann sich ein System zu einem mächtigen Betriebsmittel entwicklen. Unter Linux ist die Software in Repositories (Quellen) enthalten. Jede Software, Bibliothek oder Treiber sind in Paketen in diesen Repositories enthalten, die leicht (de-)installieren werden können. Dazu nutzt man die Paketverwaltung.

Im großen und ganzen kann man sagen, dass es Software für jeden Einsatz gibt. Die meiste Software ist speziell auf eine Funktion ausgerichtet, die diese dann auch gut löst. Es gibt kaum eierlegende Wollmilchsäue. Freie Programme (z.B. Mozilla Firefox, Pidgin, etc.), die unter Windows installiert wurden, sind oft auch für Linux erhältlich.

Die Software-Pakete werden stätig weiterentwickelt. Die Updates und Upgrade werden optional automatisch heruntergeladen und installiert. Das ist einer der wichtigsten Eigenschaften von Linux gegenüber von Windows. Unter Windows muss man jede einzelne Software suchen, herunterladen und installieren. Es werden out-of-the-box nicht automatisch Updates der jeweiligen Programme installiert. Man muss sich dann persönlich wieder auf die Webseite des Herstellers der Software begeben und nach Updates der Software suchen und kann diese ggf. installieren.

In den sogenannten Personal Package Archives (PPA) können Entwickler eigene Programme pflegen, die nicht in den Standard-Reositories enthalten sind. Diese werden dann vom System genauso behandelt, als seien diese in den Standard-Paketquellen enthalten. Installationen, Updates und Deinstallationen sind kein Problem mehr.

Sicherheit

Ein großer Vorteil von Linux gegenüber von Windows ist, dass es viel weniger Malware (Schadsoftware, wie Viren oder Trojaner) gibt. Malware ist schädliche Software für den Computer. Es gibt unterschiedliche Arten von Malware zum Beispiel Viren, Würmer, Trojaner, Rootkits, Spyware (Scareware, Adware) oder Dialer. Die meisten Schadprogramme werden für Windows geschrieben, da dieses Betriebssystem am meisten verbreitet genutzt wird. Linux-Server sollte man zusätzlich absichern. Das heißt allerdings nicht, dass der Linux-Rechner vor Malware vollkommen geschützt ist. Anti-Viren-Programme können installiert werden. Weitere Informationen zu den Sicherheits-Konzepten unter Linux findet man auch im ubuntuusers-Wiki.

Durch die ständige Aktualisierung der Software ist die Sicherheit nochmals erhöht. Eine Lücke, die in einer alten Version eines Programms geschlossen wurde, wird dann durch die Updates geschlossen.

Ein weiterer Vorteil von Live-OS sind, wenn diese auf einer CD oder DVD gebrannt worden sind, dass diese nur noch lesbar sind. Das heißt, es kann nach einem Neustart keine Maleware enthalten sein, wenn das OS nicht schon von Maleware befallen war, als es auf CD oder DVD gebrannt wurde. Diese Live-Systeme werden gerne für sicherheitsrelevante Tätigkeiten, wie zum Beispiel Online-Banking, genutzt.

Nachteile von Linux

Das Betriebssystem hat natürlich nicht nur Vorteile. Die Nachteile werden nachfolgend erläutert.

Es ist vielleicht kein Nachteil, aber es ist mit Arbeit und Zeit verbunden. Man muss sich nach einer Umstellung von Windows nach Linux einarbeiten und das System kennen lernen. Aber das muss man auch auf umgekehrtem Weg.

Unter Windows mal die Fotoverwaltungs-Software Adobe Lightroom getestet. Diese Software hat mich schon sehr erstaunt und begeistert. Leider gibt es im Moment keine Software für Linux, die Lightroom die Stirn bieten kann. Es gibt Projekte, die sich damit beschäftigen, eine Art Lightroom für Linux zu entwicklen, aber diese befinden sich noch in einer anfänglichen Entwicklungsphase. Darktable oder Shotwell sind solche.

Wer den PC fast nur dazu nutzt Spiele zu spielen, der kann sich mit Linux sicherlich nicht anfreunden. Die großen Spieleentwicklungsfirmen entwickeln keine Spiele für Linux. Da ich persönlich kaum spiele ist das für mich kein großer Nachteil. Tetris-Variante (Quadrapassel), Sudoku oder auch World Of Goo funktionieren auch unter Linux prima.

Manche Programme sind vom Aussehen her nicht so toll gestaltet, wie manch anderes Windows-Programm. Aber daran gewöhnt man sich schnell und es betrifft auch nur eine kleine Menge von Programmen. Dass Linux an sich nicht schön ist, kann ich nicht bestätigen. Ubuntu hat in den letzten Jahren design-technisch viel getan.

Fazit

Linux ist nicht nur für IT-Profis gemacht. Es könnten, meiner Meinung nach, schon Kinder mit Linux lernen mit dem PC umzugehen. Manche Funktionen sind sogar einfacher, als unter Windows. Wenn man sich zum Beispiel mit einem verborgenen W-LAN (verborgene SSID) verbinden möchte, dann muss man unter Windows einige Klicks in verschiedenen Fenstern tätigen, um zum Ziel zu kommen. Unter Linux ist nur zwei Klicks auf das W-LAN-Symbol im Benachrichtigungsfeld und "Mit einem verborgenem Funknetzwerk verbinden..." fast getan. Das ist viel einfacher und schneller. Zu dem schadet es auch nicht, wenn Jugendliche sich mit dem Thema Computer und Informationstechnologie auseinandersetzen. Denn, wenn man viel damit beschäftigt ist, was sich in der Zukunft ja auch noch weiter intensivieren wird, sollte man sich damit auch im Wesentlichen auskennen. Man setzt sich ja auch nicht in ein Auto als Fahrer, ohne Kenntnisse vom Betrieb des Fahrzeugs zu haben. Man sollte sich mit den Risiken, Gefahren, usw. auskennen, bevor man sich ins World Wide Web begibt.

Natürlich ist Linux für mich als Informatik-Student ein Betriebssystem, mit dem ich in Zukunft hoffentlich viel arbeiten werde. Deshalb schadet es nicht, sich schon jetzt damit auseinanderzusetzen, um auch später weniger Probleme zu haben. Die meisten Informatik-Professoren arbeiten mit Linux. Das ist auch nochmals eine Bestätigung dafür.

Jemand, der seinen Computer fast ausschließlich nur dazu nutzt hochwertige 3D-Spiele zu spielen, für den ist Linux keine gute Wahl.

Desweiteren ist Linux nicht nur was für IT-ler, sondern es kann auch das kommerzielle Betriebssystem in Schulen oder Verwaltungen ersetzen. Große Kosten für Lizenzen von Closed-Souce-Software würde damit entfallen und könnte für "sinnvollere" Dinge eingesetzt werden. Das zeigen Projekte wie Wien und München.

Im Großen und Ganzen erkennt man, dass Linux ein vollwertiges Betriebssystem, für fast jedermann, ist, das frei und kostenlos ist. Eine große Community hinter einigen Distributionen ermöglichen die stätige Weiterentwicklung und den Support.

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